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Elemental Iquique
Bei der chilenischen Projektreihe „Elemental“ ist die Minimalwohnung nicht nur eine Antwort auf räumliche, sondern vor allem auf ökonomische Grenzen. Der von drei Architekten initiierte Elemental „Doing Tank“ schafft Wohnungseigentum für die Ärmsten unter der Prämisse, dass das öffentliche Förderbudget von 7.200,– US-Dollar pro Wohnung zumindest für Baugrund, Infrastruktur und Rohbau reichen soll, der Rest wird dem Eigenbau überantwortet. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden trotz fallweise hoher Grundstückpreise jene innerstädtischen Gebiete erworben, in denen die zukünftigen Besitzerinnen und Besitzer vorher in Favela-artigen Quartieren gelebt haben. Das soziale Umfeld und die Wertsicherheit der Immobilie sollen beständig sein. Die Typologie besteht aus zwei übereinander gelagerten Wohnungen mit jeweils ca. 30 m2, die mit geringem Aufwand auf 72 m2 erweiterbar sind. In der Siedlung Quinta Monroy wurden die dicht belegten Einheiten innerhalb von wenigen Wochen ausgebaut. Die Gliederung in überschaubare, um Höfe angeordnete Hausgruppen ermöglicht die Selbstverwaltung und spart dem Staat Folgekosten.
Angelika Fitz
Von Favelas zu Sozialbauten
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![]() Foto: © Felipe de Ferrari und Rodrigo Perez de Arche, 2008 |
Das Rohe und das Gekochte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Quinta Monroy, Iquique, Chile
Iquique, Oktober 2008
Das Quinta Monroy Projekt wurde im Jahr 2003 von Alejandro Aravena (1) initiiert, um zu beweisen, dass Architektinnen und Architekten in der Lage sind, sich im Rahmen stark beschränkter Möglichkeiten einer echten Herausforderung zu stellen. Das Programm, in dessen Rahmen das Projekt entwickelt werden sollte, war Teil einer staatlichen Initiative zur Unterstützung mittelloser Familien und hatte die Errichtung einfacher, aber ausbaufähiger Eigenheime für Menschen mit sehr geringem Einkommen zum Ziel. Die Regierung stellte einen Betrag von 7.200,– US-Dollar pro Wohneinheit zur Verfügung, um der armen Bevölkerung die Erlangung von Wohlstand möglich zu machen. (2) Angesichts des begrenzten Spielraums, der keinerlei Redundanzen erlaubte, war ein visionärer und zugleich stringenter Entwurf gefragt.
Die Initiative wurde auf den Namen „Elemental“ getauft. (3) Wie ein Logo ist dieser geschickt gewählte Ausdruck in verschiedenen Sprachen verständlich und – was noch interessanter ist – er steht für eine hervorragende Qualität, die weniger mit den begrenzten Möglichkeiten des „Minimalen“, als mit der Verwirklichung essenzieller Aspekte zu tun hat. Um es allgemeiner auszudrücken: Die Herausforderung, elementare Lebensräume zu schaffen, machte eine Neuausrichtung der Disziplin an real existierenden Interessen und Anforderungen notwendig und damit einmal mehr die Auseinandersetzung mit einer ganzen Reihe provokanter Fragen, die sich mit den Bedürfnissen „normaler“ Menschen beschäftigen und die die Moderne bereits vor vielen Jahrzehnten gestellt hat. Darüber hinaus musste der Entwurfsprozess auch sämtliche Schwierigkeiten eines realen Projekts durchlaufen, um die Bedingungen von qualitativ hochwertiger Architektur umfassend aufzuzeigen. Tatsächlich hat es „Elemental“ geschafft, die Frage des sozialen Wohnbaus wieder an den Hochschulen und in den Köpfen junger Praktikerinnen und Praktiker zu verankern. (Derzeit werden in Chile etwa 45.000 Häuser pro Jahr gebaut, ein Drittel davon fällt davon in den Breich des sozialen Wohnbaus. ...
(2) Die Regierung stockte mittlerweile ihre für neue Wohnbauprogramme vorgesehenen Ressourcen nochmals um ungefähr 75 Prozent auf. Der Betrag, den die einzelnen Familien zu Beginn an privaten Ersparnissen aufbringen mussten, belief sich auf jeweils 300,– US-Dollar.
(3) Die Idee von „Elemental“ geht auf das Jahr 2000 zurück, als sich drei chilenische Experten – Alejandro Aravena, Andrés Iacobelli und Pablo Allard – an der Harvard University kennen lernten, wobei sich ersterer als Gastprofessor und die letzteren beiden als Doktoratsstudenten an der Uni aufhielten.
Rodrigo Perez de Arce und Felipe de Ferrari
Übersetzung aus dem Englischen: Elfi Cagala
Volltext siehe Katalog
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