Modelle für Kleinwohnungen in Japan
In Japan haben wir keine lange Geschichte des Mehrgeschosswohnbaus, obwohl es im Westen bereits vor 2000 Jahren fünf- oder sechsgeschossige Wohnhäuser gab – nämlich die römischen insulae. Unsere traditionellen Gebäude mit mehr als drei Geschossen aus Holz sind Pagoden, buddhistische Tempel oder Burgen von Feudalherren, aber sie dienten nie Wohnzwecken.
In Japan gibt es viele kleine Häuser, und die Lebensdauer eines Hauses ist sehr kurz, verglichen mit anderen Industrieländern. Japan ist das Land mit der weltweit längsten durchschnittlichen Lebenserwartung (82 Jahre), die durchschnittliche Lebensdauer eines japanischen Hauses ist jedoch sehr kurz (26 Jahre). In den Vereinigten Staaten beträgt diese 44, im Vereinigten Königreich sogar 75 Jahre. Wir können daher sagen, dass die japanische Kultur eine des „Abreißens und Neubauens“ ist.
In der Nachkriegszeit mit ihrer Wohnungsnot besaßen wir nicht genügend Rohmaterialien für den Wohnbau, deshalb benötigten wir kleine Wohneinheiten. Die Japan Housing Corporation wurde gegründet, die ab den 1950er-Jahren begann, nLDK-Grundrisse zu bauen. In Folge verbreitete sich dieser Grundrisstypus, den wir auch heute im Allgemeinen noch verwenden. Das „n“ steht hierbei für die Anzahl der Räume, „L“ für den Wohnbereich und „DK“ steht für den mit der Küche kombinierten Essbereich. Die Räume werden für gewöhnlich aus Tatamimatten gebildet. Die Standardtatamimattengröße beträgt 90 x 180 cm. Dreimatten-, Viereinhalb- oder Sechsmattenräume sind sehr populär. Die vorherrschende Mindesteinheit im Sozialwohnbau ist ein Grundriss von 2DK (manchmal wird das „L“ einfach ausgelassen), für eine 4-köpfige Familie. Dieses System wurde oft für die Verkleinerung von Einheiten herangezogen. Da Grundstücksmaklerinnen und -makler immer dasselbe Format verwenden, können wir den Grundriss und die Größe der Wohneinheit verstehen, sobald die Anzahl der DK und der Tatamimatten spezifiziert ist. Sowohl die Bevölkerungsdichte als auch die Grundstückspreise sind in unserem Land sehr hoch, deswegen können die Menschen keine großen Parzellen kaufen, um darauf ihre eigenen Häuser zu bauen. Stattdessen trachten die Architektinnen und Architekten auf Grundlage des nLDK-Formats mit den Tatamimatten, den Raum möglichst effizient zu nutzen und bauen enge kleine Häuser. Aus diesem Grund sind die kleinen Häuser, die so genannten „Kaninchenställe“, in Japan mittlerweile vorherrschend (Abb. 1). ...
Taro Igarashi
Volltext siehe Katalog
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| Abb. 1 Quelle: http://wp.cao.go.jp/zenbun/seikatsu/wp-pl95/wp-pl95bun-35_4.html |
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| Abb. 2 Moriyama House, Tokio; Ryue Nishizawa; Foto: © Taro Igarashi |

