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ten in one – Anklamer Straße 52
Baugruppen sind in Berlin ein relativ junges, aber sehr erfolgreiches Phänomen. Anstatt eine Eigentumswohnung von der Stange zu kaufen, übernehmen mehrere Leute gemeinsam das Investitionsrisiko. Sie können dafür mitentscheiden und sparen im Schnitt 25–30 Prozent. Die Baugruppe A52 formierte sich im Schneeballsystem im erweiterten Bekanntenkreis der Architekten roedig . schop, die selbst mit einziehen wollten, was für die Gruppe vertrauensbildend wirkte. Die Planung folgt dem Konzept maximaler Flexibilität. Vorgegeben sind in den stützenfreien, ca. 135 m2 großen Etagen nur die Installationsschächte und die doppelte Anbindung ans Treppenhaus, die eine Trennung in zwei Einheiten ermöglicht, falls sich die Lebensumstände ändern. Die Herausforderung, die eigene Wohnung komplett selbst zu planen, war für die meisten größer als erwartet. Das am Papier Entworfene wird in der Praxis laufend nachjustiert. Der exklusivste Ort, die 99 m2 Dachterrasse mit Blick über Berlin-Mitte, gehört allen, inklusive einer im Rotationsprinzipnutzbaren Gästewohnung.
Angelika Fitz
Eine Baulücke wird von einer Baugruppe mit zehn Wohneinheiten gefüllt
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![]() Foto: © Matthias Zibuschka, 2008 |
Wollen wir überhaupt Wände? Berlin, Oktober 2008
Ihren Wunsch nach den eigenen, selbst gestalteten vier Wänden hat sich die zehnköpfige Eigentümergemeinschaft der Anklamer Straße 52 in Berlin-Mitte erfüllt. Zweieinhalb Jahre nach dem Einzug ziehen fünf von ihnen Bilanz. Friederike Meyer war zu Besuch.
Sie wohnen in einer Straße, die an der geschäftigen Brunnenstraße beginnt und an einer Friedhofsmauer endet. Sie wohnen in einem Haus, dessen Eternitplatten-Fassade mit den versetzt angeordneten Fenstern unverkennbar einen Neubau anzeigt, und das sich brav in die sechsgeschossige Blockrandbebauung einfügt. In der Nummer 52 war vor fünf Jahren noch eine Lücke frei. Hier haben sie, zehn Menschen zwischen 26 und 53 Jahren, im richtigen Moment die richtige Entscheidung getroffen: Wir bauen gemeinsam ein Haus. Das war im Juli 2003. Dann ging alles ziemlich schnell. Fünf Monate später gaben sie den Bauantrag ab, die Genehmigung kam im April darauf. Im Sommer begann der Bau und im Mai 2005, weniger als zwei Jahre nach der ersten Grundstücksbesichtigung, zogen sie ein.
Bauen als Gruppe
Das, was ein bisschen nach der verrückten Idee eines Freundeskreises klingt, oder nach Kommune vielleicht, ist in Wirklichkeit eine in Deutschland derzeit populäre Art, privat kostengünstig zu bauen. Anstatt eine Eigentumswohnung von der Stange zu kaufen, schneidern sich mehrere Leute ihr eigenes Haus. Sie übernehmen gemeinsam das Investitionsrisiko, können dafür aber ihre Wohnung selbst gestalten und mitentscheiden.
In diesem Fall laufen die Fäden bei Christoph Roedig und Ulrich Schop zusammen. Die beiden sind Architekten. Aus ihrem Wunsch nach eigenem gemeinsamem Wohnraum und nach Nachbarinnen und Nachbarn, die sie mögen, wurde „ten in one“, ein Haus mit zehn Wohnungen, zehn Eigentümerinnen und Eigentümern und einer Dachterrasse, deren Ausblick neidisch macht. Petra Schwarzer zum Beispiel, eine langjährige Bekannte, sprachen sie auf einer Party an. Die Sozialarbeiterin und Yogalehrerin wohnt mit ihrem Freund im 4. Stock. Dass die Architekten selbst mit einziehen, löste bei ihr ein Gefühl von Sicherheit aus. Die Gruppe hat sich recht schnell zusammengefunden, obwohl die Architekten nicht alle zuvor kannten. Manche sind Arbeitskolleginnen und -kollegen, zwei verwandt. Daniel, der mit seinem Freund Bo im 3. Stock wohnt, war schon lange auf der Suche nach einer Eigentumswohnung, aber bei jeder Besichtigung sagte sein Bauchgefühl „nein“. Jeder, der ernsthaft interessiert war, musste eine Art Eintrittsgeld bezahlen, so konnten sie anfangen zu planen. Christoph Roedig und Ulrich Schop wohnen ganz unten, mit Terrasse zum Garten. „Wir nehmen die Wohnung, die übrig bleibt“, hatten sie am Anfang erklärt und damit ein Versprechen
Friederike Meyer
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